Was aus uns wird
"KINDESaltern"
Du willst schnell, schneller, erfolgreich, erfolgreicher, bis an die Spitze
Die Schattenseiten sind falsche Freunde und Drogen, du setzt dir die Spritze
Wer sich nicht vom Ruhm beirren lässt ist der, der am Ende wirklich siegt
Während der andere fallengelassen wird und kaputt am Boden liegt
Das Auge blau, der Vater auch
Niemand sieht, was sie wirklich braucht
Mobbing, Verzweiflung; gibt es denn nichts, was sie noch hält?
Nur ein guter Geist sorgt dafür, dass sie nicht in den Abgrund fällt
Für einander da, doch bei Problemen still
Weil niemand den anderen belasten will
Doch jedes Geheimnis birgt auch eine Gefahr
Und am Ende ist von vieren nur noch eine da
Zusammen ein altes Fotobuch betrachten
Beim Horrorfilm auf jedes Detail achten
Erinnerungen, die man nie vergisst
Eine, die damals wie heute immer zu spät ist
Der Darstellendes-Spiel-Kurs von Marcel Schulz spielte am Dienstag, den 05.03.2019, die Eigenproduktion „KINDESaltern – Werden meine Wünsche in Erfüllung gehen?“ Vier unterschiedliche Kurzgeschichten zum Thema Erwachsenwerden.
Die erste Kurzgeschichte zeigte, wie sich ein Kindheitstraum in einen Albtraum verändern kann. Zwei Freunde, die beide Profiboxer werden wollen. Einer wird geblendet vom schnellen Erfolg und Ruhm, lässt sich von falschen Freunden beeindrucken und rutscht schließlich in eine Welt voller Drogen ab, während der andere hart kämpft und sich nicht vom Weg abbringen lässt. Die Szenen waren teilweise recht kurz, dies war möglicherweise der begrenzten Zeit geschuldet. Die gesprochene Kommunikation beschränkte sich auf ein Minimum, der Fokus lag stärker auf der Gestik.
Wie schlimm Mobbing und fehlender familiärer Rückhalt für ein Kind sein können, zeigte die zweite Kurzgeschichte. „Merk es dir, du bist und bleibst dasselbe Stück Scheiße“, sorgt für Lacher im Publikum und zerbricht mir fast das Herz. Die Verzweiflung der Protagonistin über ihre Ohnmacht ist fast greifbar und schnürt einem die Brust zu. Sie kann ihrem Vater nicht helfen, ihrem Mobber nicht entkommen und so erscheint es fast logisch, sie vor einem Abgrund wiederzufinden, dem Tode so nah. Ein Ausblick in eine mögliche Zukunft, mit einem Kampf zwischen ihrem Vater und einem Dieb sorgt für einen kurzen Schockmoment, als einer der beiden die Treppe vor der Bühne (kontrolliert) hinunterstürzt.
Wie tief eine Freundschaft geht, zeigt sich wohl darin, wie sehr man den anderen vertraut und sich ihnen somit anvertraut. Die vier Freundinnen aus der dritten Kurzgeschichte, hielten alle ein Teil ihrer selbst zurück und niemand antwortete wahrheitsgemäß auf die Frage nach dem Befinden. Wieder war da Verzweiflung bei den Figuren, doch war sie dieses Mal nicht so greifbar, wie in der Kurzgeschichte davor. Die Verschlossenheit der Freundinnen untereinander, ließ sie zusammen einsam sein und sorgte für den Tod dreier und wirklicher Einsamkeit der Vierten.
In der letzten Kurzgeschichte sahen sich sechs Freundinnen alte Fotos an und schwelgten in Erinnerung an Kissenschlachten, Filmabende und die gute alte Schulzeit. Das Motiv der zu spät kommenden Amber zog sich dabei durch die meisten Szenen. Manches verändert sich eben nie. Die Erklärung dafür blieb offen, jedoch wurde auf tiefere Gründe angespielt. Das Zusammentreffen der Freundinnen wurde etwas in die Länge gezogen, wurde allerdings mit dem Auftauchen der Amber-Darstellerin kontrastreicher, da diese den Szenen das besondere Etwas verlieh.
Mit Applaus nach den einzelnen Kurzgeschichten und einem abschließenden, anerkennenden Beifall vom Publikum ging der Abend zu Ende.
Text: Janine Kristin Sammler, Fotos: Wolff