DS-Kurs prangert sexualisierte Gewalt an
1. März 2024
In dem folgenden Text geht es um eine Theateraufführung zum Thema Sexualisierte Gewalt. Hilfsangebote stehen unter dem Text.
Der DS-Prüfungskurs von Claudia Seidel hat sich für seine Abschlusspräsentation "So krank." am 27. Februar 2024 ein Thema ausgewählt, das dringend einer bewussteren öffentlichen Wahrnehmung bedarf und überzeugte sein Publikum auf ganzer Linie.
Den 14 Darsteller:innen gelang es, in einer losen Szenenfolge die gravierenden Auswirkungen von sexualisierter Gewalt auf die Opfer aufzuzeigen. Dazu waren bereits vor Spielbeginn zahlreiche Standbilder im Publikumsraum positioniert, in deren unmittelbarer Nähe die Zuschauenden ihre Plätze einnahmen. Schon da wurde klar: Das Leid der Opfer ist gar nicht weit entfernt vom Alltäglichen, findet in unserer Nähe statt.
In einer Großbüroszene zeigte der Kurs, wie einfach Machtgefälle zwischen Vorgesetzten und Untergebenen ausgenutzt werden können: Collin spielt einen überheblich-arroganten Büroleiter, der seine Position ausnutzt, um eine Angestellte, ausgelassen gespielt von Nele, zu missbrauchen. Die Täter nutzen aus, dass die Opfer schweigen oder verstummen und die anderen leichtfertig-gutgläubig über erkennbare Anfänge hinwegsehen.
Dem Kurs geht es also nicht nur darum, Tatorte zu benennen (Schule, Klinik, Sportverein), vielmehr verfolgt er das Ziel, durch Aufzeigen der Opferperspektive für die fatalen Folgen zu sensibilisieren. Es bleibt zu hoffen, dass dadurch die Bereitschaft schwindet, diskriminierende und verharmlosende Texte zu singen. Begleitet von Leo Janus' Akkordeonspiel singt nämlich das gesamte Ensemble das mancherorts bereits verbotene oder textlich entschärfte Donaulied in seiner eine Vergewaltigung verharmlosenden Originalversion, wie es in bayrischen Bierzelten - gerichtlich geregelt - weiterhin gesungen werden darf.
Die ausgelassene Fröhlichkeit des Ensemblegesangs und -tanz mündet in einem stilisierten Übergriff auf eine weiblich gelesene Person. Dem Publikum bleibt die fröhliche Melodie im Halse stecken. Einer der magisch-tragischen Momente des Stücks: Marits stimmlich gebrochene, flüsternd herausgepresste Fortsetzung des Donauliedes.
Erschütternd wirkte die Symbolsprache des Schlussbildes: Die Darsteller hängten Kleidungsstücke im vergitterten Spielraum auf. Anklänge an die Ausstellung "Was hattest du an?" werden deutlich. Das Publikum blieb anschließend länger auf den Plätzen sitzen und diskutierte das Gesehene.
Das Programmheft bot Information zu Hilfezeichen, Codewörtern und Ansprechpartner:innen im Notfall:
Hilfe und Informationen bei sexualisierter Gewalt
Das Hilfetelefon bei sexuellem Missbrauch:
Telefon: 0800 22 55 530
Frauenhaus Northeim:
Telefon: 05551 9191 616
Information sexualisierte Gewalt:
Text, Fotos: Wolff