Von bitteren und falschen Wahrheiten

12. März 2025

Es war die erste Präsentation der Spielzeit 2025: Der DS-Kurs 12-Q2 unter der Leitung von Claudia Seidel setzte sich in der randvoll besetzen Corvi-Mensa wie im Rausch mit den verschiedenen Facetten von Wahrheit auseinander und bot einmal mehr Darstellendes Spiel zum Genießen und Erschrecken.

Die vielen kleinen Szenen rund um das große und abstrakte Thema Wahrheit bot das Q2-Ensemble als überzeugende geschlossene Ensembleleistung dem Publikum dar. Rasant wurde der Spielraum von allen Seiten erobert und bilder- und perspektivenreich das Thema dargeboten.  Mit dem Publikum an seiner Seite machte sich das Ensemble neugierig auf die Suche nach der Wahrheit. Eine faszinierende Suche, denn sicher sein kann man sich nicht, ob wirklich die Wahrheit am Ende gefunden wurde.

Durch ihr konsequentes Zusammenspiel gelangen den Abiturient:innen, deren erste Abiklausuren vor der Tür stehen, Bilder von großer Geschlossenheit und Intensität. Die vermeintliche Wahrheit entpuppte sich als Inszenierung einer Mondlandung, Neil Armstrong - eine Marionette, der eigentliche Held: Ein resoluter Regisseur, der die Wahrheit auf Bestellung mit seiner Crew produzierte. Im Zuschauerraum spukten Verschwörungstheorien herum: Wer beschädigt hier die Wahrheit? Intriganten oder man selbst, wenn man sich verrennt und verbort an Absurditäten glaubt anstatt zu vertrauen.

Die gefühlte Wahrheit lässt sich auch im Konsum finden. Immer noch ein neues Kleidungsstück und es entsteht kurz das Gefühl von Erfüllung. Tüte auf Tüte wurde dem armen Partner und Packesel aufgebürdet, hektisch reiht sich beim Shopping Kauf an Kauf.

Aber dann kommen bittere Wahrheiten: Unser Konsum wird in den Produktionsländern teuer bezahlt mit furchtbaren Arbeitsbedingungen, denn vernünftige Arbeitsbedingungen würden den Preis des gewünschten Kleidungsstück vervielfachen. Nein, das wollen wir nicht. Eine Fabrikstation zeigt das Leid, mit dem in den Herstellerländern der günstige Preis unserer Kleidung teuer erkauft wird.

Übrig bleibt ein Haufen Müll, der auf Deponien in Afrika landet oder als Kleiderspende die dortige Textilindustrie zerstört. Der Anblick der Wahrheit ist erschreckend, beängstigend und zermürbend. Im Spiel treibt die Wahrheit deshalb die entsetzten Menschen vor sich her.

Schuldzuweisungen und falsche Zeugenaussagen produzieren ebenfalls falsche Wahrheiten. Im Stück bezichtigt eine Mutter einen vermeintlichen Schläger, der Richter lässt sich schnell vom Anschein überzeugen. Das Kind möchte Gerechtigkeit, die Mutter bringt es zum Schweigen.

Hier gibt es weitere Bildeindrücke:

Text, Fotos: Wolff