So kann Vertrauen wachsen

Was hat euch bewogen, die Streitschlichter-Ausbildung zu machen?
Emily: Ich finde es gut, dabei zu helfen, Streit zu beenden und wieder Frieden zu schließen. Ich habe selbst in der Grundschule viele Streitsituationen erlebt und wusste damals nicht, was ich tun sollte. Hilfe war auch nicht in Sicht. Diese Erfahrungen haben auch dazu beigetragen, dass ich die Streitschlichter-Ausbildung gemacht habe. Für uns Streitschlichter ist es spannend, zu verstehen, wie Mobbing zustande kommt und Strategien kennenzulernen, wie man damit umgehen kann.
Hannah: Mir ist es wichtig, Leuten zu helfen. Ich weiß, dass Streit sehr belastend sein kann. Ich bin überzeugt davon, dass wir als Schüler*innen anderen Schüler*innen besser helfen können beim Streit. Wir verstehen besser, wie sich der Streit unter Kindern anfühlt als z.B. Lehrer*innen, weil wir näher dran sind.

Wie funktioniert denn das Streitschlichten? Worauf kommt es dabei an?
Emily: Entscheidend ist eigentlich das Zuhören. Das erreichen wir, indem beide Klienten nacheinander zu Wort kommen. Der andere hört jeweils zu. Das ist bei uns streng geregelt, damit da wirklich nichts schief geht. So entsteht eine Atmosphäre, in der man darüber reden kann, wie die Probleme entstanden sind und wie man sie lösen kann.
Hannah: Man darf halt nicht sofort mit Fragen bedrängen, sondern muss Zeit geben.
Emily: Wir weisen zum Beispiel auch am Anfang auf die Verschwiegenheit hin, geben den Klienten das Gefühl, dass wir für sie da sind, ganz aufmerksam, so kann Vertrauen wachsen.

Habt ihr Erfahrungen dazu aus konkreten Fällen?
Emily: Wir dürfen nichts Konkretes preisgeben, aber es ist gar nicht selbstverständlich, dass man ein Problem schnell vom Tisch bekommt. Ich hatte mal einen Fall, da hatten die beiden Klienten richtig Probleme, ihren Konflikt beizulegen.

Woran lag das?
Emily: Zum einen an der Unaufrichtigkeit. Die beiden konnten nicht richtig ehrlich zueinander sein. Zum anderen fehlte die Bereitschaft, sich in den anderen hinein zu versetzen. Wir stellen ja gerade deshalb auch ganz gezielt Fragen, die bewirken sollen, dass man die Position des Gegenübers einnimmt und versteht. Dazu tauschen die Klienten sogar die Plätze. Wenn die Klienten sich nicht darauf einlassen, dann wird es ganz schwer.

Ablauf einer Streitschlichtung
Phase 1: Einleitung
Vertraulichkeit und Unparteilichkeit zusichern
Regeln erklären (zuhören, ausreden lassen, keine Schimpfwörter)
Ziel verdeutlichen
Rolle der Streitschlichter erklären
Nachfragen, ob alle damit einverstanden sind

Phase 2: Sichtweisen verdeutlichen
Konfliktparteien tragen ihre Standpunkte vor
Spiegeln und Zusammenfassen der Standpunkte
Punkte aufschreiben, nacheinander besprechen
erneutes Zusammenfassen der Standpunkte

Phase 3: Konflikterhellung
Motive und Gefühle der Konfliktparteien herausfinden
Plätze tauschen und sich in die Lage des anderen versetzen

Phase 4: Problemlösung
Brainstorming
Lösungen diskutieren
Vereinbarungen treffen
Phase 5: Vereinbarung
Genaues Formulieren der Vereinbarung
Vereinbarungen vorlesen
Unterschreiben des Einigungsformulars

Text, Foto: Wolff


     

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