Lernen durch Lehren im Schulwald

15. Juni 2024

"Erst wenn du etwas anderen erklärst, merkst du, wie gut du es verstanden hast", fasste Mary aus der Klasse 5m am Ende ihre Erfahrungen als Lehrerin zusammen. Sie und 59 weitere Corvi-Schüler:innen der Jahrgänge 5-11 nutzten vom 12. bis 14. Juni den Schulwald in Langenholtensen, um sich selbst als Lehrer:innen zu probieren. Sie stellten sich der Herausforderung und boten nach einer gründlichen Vorbereitung den Schüler:innen der Schule im Kirchtal ein abwechslungsreiches Stationenlernen mit ökologischem Anspruch.

Einen HNA-Artikel zum Projekt von Kornelia Schidt-Hagemeyer gibt es in der Presseschau.

Unterstützung durch Stiftung Zukunft Wald

Fortbildung der Projektteilnehmer:innen Anfang Mai

Mit dem Stadtbus ging es zunächst vom Corvi zur Schule im Kirchtal, anschließend bestiegen die Corvinianer:innen mit ihren "Ausbilder:innen" Larissa Benic und Jakob Wolff (Klasse 10d) sowie Mieke Westermann und Marco Wolff (beide Bio-Lehrkräfte am Corvi) zum Schulwald am Rethoberg hoch, den man bereits um 8.10 Uhr erreichte.

Die vier "Ausbilder:innen" hatten Anfang Mai gemeinsam mit den Lehrkräften der Grundschule eine Fortbildung bei Pauline Abraham (Stiftung Zukunft Wald, s. Gruppenbild) besucht. Die Fortbildungserfahrungen waren sehr nützlich für die anschließende Planung des späteren Projekts.

Große unterrichten die Kleinen in Sachen Umweltschutz

In 10 Jahren zur Naturlandschaft

Auf einem Rundgang um den Schulwald erfuhren die Corvinianer:innen vom besonderen Wert des Schulwaldes Langenholtensen. Vor genau 10 Jahren angelegt, hat dieser sich nämlich zu einem dichten und dichtbesiedelten Biotop entwickelt. Er ist umrandet von einer ausgedehnten halboffenen Wiesenlandschaft, in der Wacholder, Lärchen und Echter Baldrian wachsen. "Dass die Waldameise hier einen Ameisenhügel am Südhang angelegt hat, zeigt, wie intakt hier die Natur ist", stellt Ameisenexperte und Kreisnaturschutzbeauftragter Gert Habermann fest. Er war die drei Tage ebenfalls vor Ort und unterstützte das Projekt mit seinen Kenntnissen und Erfahrungen. Aber auch die Unzugänglichkeit des Kernwaldes spricht für die gute Entwicklung des Biotops.

"Wir haben das Areal zur Gründung des Schulwaldes vor 10 Jahren gerne zur Verfügung gestellt", betont Karl-Heinz Hagerodt von der Forstgenossenschaft. Er war bei der Gründungspflanzung ebenso dabei wie Thomas Bader, damals Schulleiter der Schule Im Kirchtal. "Ich freue mich darüber, was hier entstanden ist", stellt Bader nach den Rundgang mit den Grundschüler:innen und Corvinianer:innen fest.

Gemeinsam verstehen, wie komplex ein Naturwald ist

Lernen an Stationen

An den drei Tagen empfingen die Corvinianer:innen jeweils um 11 Uhr zwei Grundschulklassen und brachten ihnen an vier Stationen die Waldökologie näher. Die Grundschüler:innen konnten mit einem selbstgebauten Messgerät Windmessungen im Wald und in der offenen Wiesenlandschaft darum durchführen. An einer weiteren Station maßen sie die Lichtintensität am Waldboden und außerhalb des Waldes. Am Hügel der Waldameise entdeckten sie eine Ameisenstraße und erfuhren, wie Ameisen im Ökosystem Wald agieren.  Auf der Untersuchungslichtung mit Blick auf Langenholtensen und Northeim sowie am darunter liegenden Rübenacker verglichen sie den Naturwald mit landwirtschaftlichen Nutzflächen.  

 

Echter Baldrian
Warum der Wald so wichtig ist
 
Abschließend rieten die Grundschüler:innen aller Jahrgänge einem (gedachten) Bürgermeister, den Schulwald zu erhalten. Die Corvi-Schüler:innen hatten ihnen dazu eine Menge guter Gründe nähergebracht:
 
+ Der Naturwald ist kühl, feucht und unzugänglich.
 
+ Der Wald ist daher ein wichtiger Lebensraum für viele Tierarten.
 
+ Der Wald filtert Staub und Schmutz aus der Luft.
 
+ Waldboden nimmt das Regenwasser wie ein Schwamm auf und speichert es.
 
+ Waldboden rutscht nicht einfach den Hang herunter ins Dorf.
 
+ Der Naturwald produziert viel Sauerstoff und schützt das Klima.
 
+ Im Totholz finden Vögel Insekten als Nahrung.
 
"Ich freue mich, dass so etwas stattfinden kann", sagte eine Erstklässlerin in der Abschlussrunde, bevor die Grünschüler:innen kurz vor halb eins wieder heimwärts zu ihrer Schule zogen. Zurück blieben Corvinianer:innen, denen die Verantwortung für das Unterrichten sichtlich wohlgetan hat.

 

Text: Wolff, Bilder: Westermann, Wolff

Die Experten für Biodiversität und ihre Ursachen
Die Experten für Lichtverhältnisse im Naturwald
Grundschülerinnen messen Wind innerhalb und außerhalb des Waldes

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