DS hinterfragt Willkommenskultur
Der zweite DS-Kurs des Abi-Jahrgangs unter der Leitung von Deni Velinovski hält in der ehrgeizigen Eigenproduktion Refugees NOT welcome 150 Zuschauenden den Spiegel vor und das Publikum muss sich fragen: Wie weit ist es eigentlich her mit unserer Willkommenskultur?
Fotos: Wolff
Es gibt verschiedenste Gründe, die Flüchtlinge dazu zwingen, ihre Heimat zu verlassen. Und es gibt mindestens ebenso viele Geschichten, warum sie geflohen sind, was sie erlebt haben, wie sie überlebt haben und wie ehemalige Flüchtlinge heute leben.
Mit dieser Vielzahl an Einzelschicksalen und schockierenden Geschichten von Geflüchteten haben wir uns als DS-Kurs beschäftigt und auseinandergesetzt. Solch ein wichtiges und kritisiertes Thema richtig zu verstehen und zu behandeln ist schwierig, jedoch haben wir mit neugierigem Wissen und einem kreativen Kopf versucht, das Thema bestmöglich darzustellen und auf die Bühne zu bringen.
Zu Beginn unseres Weges sind uns natürlich viele kreative Ideen in den Kopf geschossen, so dass wir direkt eifrig damit angefangen haben, unsere einzelnen Ideen in verschiedene Szenen umzuwandeln. Unsere meist gestellte Frage dabei war immer: „Kann man das so darstellen oder ist die Szene zu radikal und wird sie die Zuschauer verschrecken?“ Mit dieser Fragestellung sind auch unsere beiden ersten Szenen im Stück entstanden (der Anti-Araber-Chor sowie die Rede eines radikalisierenden Politikers), welche nicht nur uns selbst begeistert haben, sondern auch einen großen Teil des Publikums. Diese besagten Szenen enthalten provokanteAnteile von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Diese beiden Themen sind leider immer noch ein großer Teil in unserer Gesellschaft, deshalb haben wir diese Szenen explizit an den Anfang unseres Stückes gestellt, damit diese Kontroverse direkt in den Köpfen der Zuschauer hängenbleibt und einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Genauso wie der Rassismus ein großes Thema in unserem Stück ist, so ist auch unser Plakat ein großes Thema in der Schule gewesen. Nicht nur unter uns Schülern wurde über den tatsächlichen Sinn des Plakates philosophiert, sondern auch unter den Lehrer:innen. Um im Nachhinein etwas Licht ins Dunkel zu bringen, folgt hier eine kleine Interpretation unseres Plakates:
Mit dem Auftrag, ein Plakat zu schaffen, das in Erinnerung bleibt, wurden zwei Schülerinnen unseres Kurses auf den Weg geschickt. Auf der Suche nach kreativen Ideen stolperten sie über ein Bild mit einem Wal unter einem Boot mit Flüchtlingen. Diese sind höchstwahrscheinlich in Angst und Schrecken versetzt, da sie nur eine geringe Chance zum Überleben haben. Der Wal gilt symbolisch als das Tor zur Hölle und wird auch auf unserem Plakat als dieses gesehen, auch wenn er sehr friedlich erscheint. Das ganze Boot wird somit bis zum Festland ständig vom Tod verfolgt und alle in diesem Boot müssen ständig ums Überleben kämpfen. Das Schicksal allein entscheidet also, wer von den verängstigten, ausgehungerten und erschöpften Menschen den Kampf ums Überleben gewinnen oder leider verlieren wird. Leider verlieren immer noch zu viele Flüchtlinge auf hoher See ihr Leben, worauf wir hiermit aufmerksam machen wollten. Obwohl das Meer meist friedlich wirkt, ist es ein reiner Kampf ums Überleben für jeden einzelnen Menschen auf diesem Schiff. Dennoch ist es egal, ob man sich auf dem Meer oder auf dem Festland befindet, denn das Leben für die Flüchtlinge in einem neuen Land ist sehr schwer, undankbar und ein weiterer Kampf ums Überleben. Diesen Kampf ums Überleben, auch nach der Flucht, zeigen wir anschaulich in unserer Szene mit dem Flüchtlingscamp Moria. Was jedoch am meisten für Aufsehen gesorgt hat, war das in roten Buchstaben geschriebene NOT, es kam für viele wie das englische „not“ vor, was natürlich dann „Flüchtlinge nicht willkommen“ bedeuten würde. In unserem Fall geht es jedoch um das deutsche Word „Not“ was in Eile von einem Flüchtling auf das Plakat geschrieben wurde, dies soll als ein Hilferuf wahrgenommen werden.
Zusammengefasst können wir jedoch als DS-Kurs sagen, dass unsere Aufführung ein voller Erfolg war und sich das stundenlange Proben ausgezahlt hat. Wir hoffen natürlich, dass wir allen einen kleinen Denkanstoß dafür gegeben haben, dass in unserer Welt immer noch viele Ungleichheiten herrschen und wir diese umgehend vermeiden müssen, auch wenn es uns nicht persönlich betrifft, denn Mensch ist Mensch.
Joline Pinkale, Q2