Corvi geht mit "Double Bind" in zweite Halbzeit

Am 11.05.2017 fand um 19.00 Uhr die Aufführung unseres Kurses statt. Dies war der Abschluss unserer Arbeit in den vergangenen zwei Halbjahren. Unser erarbeitetes Stück heißt ,,Double bind - du bist anders als du denkst“, in dem eine Gruppe von Jugendlichen zusammen in eine Jugendherberge fährt, um ein Theaterstück zu schreiben.
 
Von der Herbergsmutter und vielen freiwilligen Assistenten begleitet, wurden die Zuschauer - vorab mit Fußboden-schonenden Überziehern versorgt - in den Speisesaal der „Jugendherberge“ (Mensa) geführt und durften an den so herbergstypischen Gruppentischen Platz nehmen. Von dort aus waren sie eingeladen, der Schülergruppe zuzusehen, wie deren Theaterfiguren zum Leben erwachen. Am Anfang läuft alles nach Plan. Zwar hat jeder Schüler andere Vorstellungen von einem Stück, die eine will eins über Blumen, der nächste eins über Menschen, aber zumindest arbeiten noch alle mit.
 
Jeder erfindet eine Figur: eine Lehrerin, einen Hausmeister, einen beliebten jungen Mann, eine Psychologin, eine Jugendliche und ihre kleine Schwester. Während die Schülergruppe versucht, einen zusammenhängenden Plot zu entwerfen, kommt es zu den ersten Auseinandersetzungen. Ihre selbst entwickelten Figuren werden zusätzlich zu einem Problem, da sie lebendig werden und immer mehr eigene Charakterzüge entwickeln. Auch innerhalb der Gruppe der Jugendlichen führt dies zu Konflikten.
 
Was passiert aber, wenn man die echten Personen nicht mehr von den ausgedachten Figuren unterscheiden kann? Oder wenn man sich in eine Figur verliebt? Haben diese Figuren überhaupt einen eigenen Charakter, oder sind sie Sklaven der Worte der Autoren? Für den einen gilt: Was den Figuren passiert, geschieht nicht in Wirklichkeit. Andere sind anderer Meinung und so schwindet die Grenze von Fiktion und Realität. Als einzelne Figuren den Schülern zu nah kommen und deshalb aus dem sich entwickenden Stück wieder gestrichen werden, erreicht die Verwirrung ihren Höhepunkt.
 
Die Aufführung war insgesamt mitreißend, vieles klappte besser als bei den vorherigen Proben, da alle sehr konzentriert waren. Die Verbindung von romantischen, lustigen, ernsten und spannenden Szenen war sehr abwechslungsreich, wodurch das Stück über die ganze Stunde hinweg interessant blieb. Verstärkt wurde dieser Effekt durch die verschiedenen Bühnen, vier insgesamt, zwischen welchen die Schauspieler wechselten und so das Stück lebendig wirken ließen. Eine bedeutende Rolle spielte hierbei die Lichttechnik, die viel mit Spots arbeitete und so das Publikum immer wusste, welcher Seite es sich als nächstes zuwenden sollte. Einige Szenen sorgten für viele Lacher.
 
Das Publikum fühlte sich insbesondere durch die Gesangs- und ausgezeichnete Rap-Einlage gut unterhalten. Und auch nach der Aufführung bekamen wir sehr gutes Feedback. Oft wurde betont, dass es witzige und gleichzeitig an manchen Stellen ernstere Themen aufgegriffen habe. Neben den Witzen sei es interessant gewesen, wie die Figurenentwicklung ausgesehen habe. Die fiktiven Figuren wurden hinter einer Schattenwand erschaffen, bevor sie dann zunächst ganz in weiß sichtbar wurden und anschließend ihre Veränderung mithilfe farbiger Kleidung verdeutlichten.
 
Insgesamt war es ein erfolgreicher Abend und manch ein Zuschauer verließ nachdenklich die „Jugendherberge“, ob er an dem, was ihm immer sicher erschien, vielleicht doch zweifeln müsse.
 
Text: Sophia Sonak, Josephine Honsberg, Clara Emmendörfer (Q1)
Bilder: Velinovski

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