Ми сумуватимемо за тобою

29. September 2023
 
Wir werden dich vermissen!
Abschied von Juliia Skrobaka
 
Es gab Tränen, Umarmungen und viele, viele Geschenke am Freitag, den 29. September, in der 6. Stunde in der Bibliothek, als Juliia Skrobaka vom Corvi in einer Feierstunde verabschiedet wurde. Die engagierte pädagogische Mitarbeiterin hat sich entschieden, zusammen mit ihrem vierjährigen Sohn zu ihrem Mann in die Ukraine zurückzukehren und deswegen ihren noch bis Januar befristeten Vertrag vorzeitig zu beenden.
 
Immer wieder "Dobre?"
Auf Ukrainisch ermahnte Juliia Skrobaka in einer berührenden Abschiedsrede ihre Schützlinge, weiterhin gut zu lernen und die Chancen am Corvi zu nutzen.
Die umstehenden deutschen Kolleg:innen konnten das zwar nicht wörtlich verstehen, aber das immer wiederkehrende, eindringliche „Dobre?“ machte klar, worum es ging: „Gut? Habt ihr verstanden? Versprecht ihr es mir?“
Das zeigte: Hier geht jemand, der eine ganz zentrale Rolle innerhalb des Ukraine-Projektes spielte.
 
Von Anfang an dabei
Das betonte auch Schulleiter Christoph Dönges in seiner Abschiedsrede. Er bedankte sich für die geleistete Arbeit. Juliia Skrobaka war für die ukrainischen Schüler:innen (und deren Eltern) erste Ansprechpartnerin und Vertraute und begleitete sie freundlich, aber wenn nötig auch bestimmt.
 
Sie stand von Beginn an, ab Mai 2022, im engen Austausch mit Katja Fischer und Wibke Kuschke, die den differenzierten Unterricht für ukrainische Kinder gemeinsam mit ihr ins Leben gerufen hatten. Beide ließen es sich nicht nehmen, ihre Kollegin und Freundin gebührend zu verabschieden.
 
 
Schlagkräftiges Team
Juliia Skrobaka übermittelte Informationen jeglicher Art zur Organisation des Projekts oder auch zu den Schul- und Bibliotheksregeln. Sie half bei Rückläufen von Elternbriefen und unterstützte bei der Durchführung von Sprachtests. Sie beaufsichtigte Schüler:innen, die am Online-Unterricht der Ukraine teilnahmen, oder unterrichte ukrainische Schüler:innen ergänzend zum Projekt in Englisch.
 
Ein Teil ihrer Tätigkeiten lief nahezu unbemerkt im Hintergrund ab, sorgte aber zugleich für störungsfreies Arbeiten in der Schule. Zusammen mit unserer zweiten pädagogischen Mitarbeiterin Nataliia Vorobei bildete sie so ein schlagkräftiges Team. Personalrätin Johanna Kehl dankte im Namen des Kollegiums dafür, dass Juliia Skrobaka mit ihrer Arbeit alle Kolleg:innen entlastet hat, und gab eine Corvi-Tasse als Erinnerung mit auf den Weg zurück in die Ukraine.
 
Juliia Skrobaka selbst dankte der Schule für die Möglichkeit, „mit dieser Arbeit etwas für mein Land getan zu haben.“
 
Erstmal Krawatte richten
Mit ihrer typischen Art, herzlich, humorvoll und zugleich verbindlich, hat Juliia Skrobaka einen großen Anteil daran, dass sich die gut 50 ukrainischen Kinder am Corvi so gut aufgehoben fühlen und sich zunehmend in das normale Schulleben integrieren können.
 
Wie ganzheitlich sie ihre Aufgabe interpretierte, lässt sich auch daran erkennen, dass sie erst einmal die Krawatte von Stanislav Kharytonenko (9m) richtete, bevor der seine Abschiedsworte für sie sprechen durfte. Auch Yelyzaveta Rybachok (8m) hielt eine kurze Rede und DaZ-Lehrerin Alina Divivi überreichte ein Buch, in dem alle ukrainischen Schüler:innen persönliche Grußworte gesammelt hatten. Am Ende umringten alle ihre Lehrerin und wollten sie nicht gehen lassen.
 
Ungewisse Zukunft
Es fällt auch wirklich schwer, sie gehen zu lassen, denn es fehlen die Perspektiven. Zum einen dauert der Krieg in der Ukraine an und die Tatsache, dass Juliia Skrobaka zu ihrem in Kiew stationierten Mann zieht, verursacht ein mulmiges Gefühl. Wir wünschen ihr und ihrer Familie alles erdenklich Gute!
 
Zum anderen steht die Fortführung des Ukraine-Unterrichts am Corvi nun auf tönernen Füßen. Schon der studiumsbedingte Weggang von Tom Heiduck Mitte September hatte ein großes Loch gerissen. Er hatte sich nach dem Abitur fünf Monate lang mit viel Engagement und Herzblut in das Projekt eingebracht. Seine besondere Beziehung zu den ukrainischen Schüler:innen brachte er in einer mit Ivan Kapatsyn (Q2) eingeübten Rede auf Ukrainisch zum Ausdruck (Video siehe unten).
 
Zwar gibt es eine ganze Reihe weiterer engagierter Mitarbeitende, die die Kinder in Deutsch unterrichten oder ihnen bei den Hausaufgaben helfen, aber die Weiterbeschäftigung von Nataliia Vorobei als pädagogische Mitarbeiterin speziell für ukrainische Kinder und Schulsozialarbeiter Nils Sommerfeld über den Januar 2024 hinaus steht in den Sternen. Wir hoffen, dass die Kultusministerin ihr Versprechen, derartige Beschäftigungsverhältnisse zu verstetigen, auch wirklich rechtzeitig in die Tat umsetzt!
 
Text, Fotos, W. Kuschke; Video: Ivan Kapatsyn
 
Tom verabschiedet sich auf Ukrainisch (14.9.2023)

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