Lebe deinen Text

Zehn sitzen vor der Bühne. Lesen üben, präsent auftreten ist, was die Finalist*innen verbessern wollen. Marie fängt an. Bis eben hat sie ihren Text noch überarbeitet. Vier sitzen noch nebenan und feilen mit Felix Römer an ihren Texten. "Mach lieber nicht so viele Einzelbeispiele, such dir was raus und konzentrier dich drauf", rät er.

Marie steigt derweil auf die Bühne, stellt sich das Mikro ein. Dann fängt sie an. Stoppt. "Dein Text ist richtig, richtig schön", gibt Mathilde Feedback. "Ja", ergänzt Leentje, "mach mehr Pausen, lies noch langsamer, damit nochmehr rauskommt, wie schön dein Text ist." Marie versucht es gleich nochmal. Wird unterbrochen. "Ja, der Anfang war jetzt gut. Aber du kannst noch langsamer lesen." Sie probiert es nochmal. Alles stimmt jetzt. Applaus.

Du musst deinen Text genau kennen und bei jedem Wort wissen, warum du es aufgeschrieben hast. Es kommt nicht auf die Länge an, sondern darauf, dass du deinen Text lebst, ist Felix Römer überzeugt. Der gestandene Slammer trainiert die Zehntklässler*innen an diesem Tag fünf Stunden lang für ihren Auftritt in der Stadthalle in anderthalb Wochen, am 6. März um 19.30 Uhr.

Erika Riedel, zweite Vorsitzende des Fördervereins der Stadthalle, ist dabei. Sie weiß längst, was diese jungen Sprachverdichter*innen können: "Die Texte jagen mir eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken. Ich bin beeindruckt, was diese jungen Menschen zu sagen haben."

Beeindruckt ist sie auch von der Art und Weise, wie die Schüler*innen sich gegenseitig völlig selbstständig ehrlich, kritisch und dabei ausgesprochen wertschätzend Feedback geben. Alle haben ganz offenbar entdeckt, was in ihnen steckt, das verbindet.

Text, Fotos: Wolff

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